Tipps & Tricks, um Kindern das Lesen lernen zu erleichtern
Aller Anfang ist schwer. Das betrifft das Laufen, Sprechen und natürlich auch das Lesen lernen. Bis das Kind wirklich lesen kann, müssen zuerst Buchstaben gelernt und Wörter in ihrem Zusammenhang verstanden werden. Das macht das Lesen lernen zu einem komplexen Vorgang, der durch Sehen, Hören und Verstehen ausgelöst wird. In einem kürzlich erschienenen Spiegel-Artikel wird berichtet, dass viele Kinder am Ende ihrer Grundschulzeit noch nicht richtig lesen können. Worin liegen die Gründe für diese Beobachtung? Und wie können wir als Erwachsene unsere Kinder dabei unterstützen, damit das Lesen für sie einfacher wird?
Warum das Lesen lernen vielen so schwer fällt
Zunächst einmal sind in vielen Fällen sozial und familiär bedingte Ursachen für das schlechte Lesen von Grundschülern verantwortlich. Die neuste Iglu-Studie zur Lesekompetenz macht deutlich, dass sich die Kluft zwischen Gut-Lesern und Schlecht-Lesern weiter verschärft hat. Viele Kinder kommen aus Elternhäusern, in denen das Lesen keine Rolle mehr spielt. Zeitungen, Zeitschriften und Bücher verschwinden zunehmend aus dem familiären Umfeld. Stattdessen wird, wenn überhaupt, die Lektüre digital konsumiert.
Der Trend zur Digitalisierung von Schrift ist umstritten – aber in der heutigen Zeit unvermeidbar. Ich denke, es ist okay, wenn Kinder mit Hilfe des Internets oder über Kindl & Co das Lesen lernen und üben. Doch wie überall, wenn Kinder mit der digitalen Welt in Berührung kommen, sollten auch hier Eltern dafür Sorge tragen, dass nach qualitativ hochwertigen und altersgerechten Inhalten Ausschau gehalten wird. Denn leider geht vieles, was online geschrieben wird, nicht mit der Schriftsprache konform, sondern passt sich der Umgangssprache an: alles muss cool und trendig formuliert werden, kurzweilig konsumiert und ist dadurch nicht auf Bestand und Dauer ausgelegt. Die Entwicklung einer digitalen Mode-Sprache führt dazu, dass die Kinder die Bedeutung vieler Wörter gar nicht mehr kennen. Dadurch sind sie auch nicht in der Lage, sie richtig auszusprechen oder den gelesenen Inhalt zu verstehen.
Zudem stammt eine vermehrte Anzahl von Kindern aus Familien mit Migrations-Hintergrund. Diese Kinder stehen oftmals vor dem Problem, dass Zuhause nur wenig oder in mangelhafter Qualität Deutsch gesprochen wird. Den Anforderungen aus dem Schulunterricht, besonders im Fach Deutsch, können diese Kinder verständlicherweise nicht folgen. Das ist eine bedenkliche Entwicklung, der allein der Schulalltag nicht entgegenwirken kann.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass innerhalb der familiären Strukturen etwas getan wird, um Kinder an das Lesen heranzuführen.
Nützliche Tipps für den Alltag, damit das Lesen besser klappt:
- Lesen soll – und muss! – Spaß machen. Alles, was unter Zwang geschieht und mit Druck ausgeübt wird, läuft Gefahr, von den Kindern boykottiert zu werden. Sobald ein Kind, und wenn es auch noch so klein ist, Interesse für Buchstaben und Wörter zeigt, ist es ratsam, das durch Benennen und Wiederholen des Alphabets zu unterstützen.
- Wie wäre es mal mit einem Lese-Spiel für zwischendurch? Oder einem eingängigen ABC-Lied? Auf Lebensmittelverpackungen und Drogerieartikeln sowie unterwegs auf der Straße und in der Stadt gibt es viele Buchstaben und Wörter zu entdecken. Das macht Groß und Klein Freude und schult spielerisch die Fähigkeiten der Kinder. Außerdem gibt es viele tolle Kinderspiele, die das Lesen lernen fördern.
- Regelmäßige, gemeinsame Besuche mit dem Kind in einer wohnortnahen Bibliothek machen nicht nur Spaß, sondern bieten viele unbekannte Bücher, Zeitschriften und Comics, die von den Kindern entdeckt werden wollen. Die Bücher lassen sich für mehrere Wochen ausleihen, sodass Zuhause – ganz ohne Kosten – die Familienlektüre erweitert werden kann.
Lesen wollen – aber nicht können?
Wenn das Lesen trotz aller Übung nicht besser wird, zu schulischen und familiären Problemen führt, dann kann es hilfreich sein, einen Arzt zu Rate zu ziehen. Vielleicht stecken hinter dem vermeintlichen Unwillen ja sogar medizinische Gründe. Eventuell benötigt euer Kind eine Brille oder hat Hör-Probleme, die es daran hindern, Worte richtig zu verstehen und auszusprechen? Manchmal ist der Besuch eines Logopäden notwendig, um Fehler in der Aussprache zu verbessern. In letzter Instanz besteht auch die Möglichkeit, dass das Kind von einer Lese-Rechtschreib-Schwäche betroffen ist, die relativ weit verbreitet ist – sich jedoch mit professioneller Unterstützung gut überwinden lässt.
Auch wenn es bei euch Zuhause Probleme bei Lesen lernen gibt, solltet ihr dem Kind vermitteln, dass Lesen etwas Tolles ist. Kein Film hat es je geschafft, mich so in seinen Bann zu ziehen, wie die gierig verschlungenen Bücher aus meinen Kindertagen. Nie wieder konnte ich so in eine Geschichte eintauchen, wie in die selbst gelesenen Erzählungen aus den Kinderbüchern. Kinder haben sowieso einen schier unermesslichen Reichtum an Fantasie. Und das selbständige Lesen fördert diese Fantasie zusätzlich. So entstehen fantastische imaginäre Welten, an die wir uns auch als Erwachsene noch erinnern und davon zehren können. Ein Hoch auf alle Leseratten und Bücherwürmer!
Wie ist es bei euch Zuhause: Lesen eure Kinder gerne? Was ist eure liebste Familienlektüre, die euch bereits als Kind in ihren Bann gezogen hat? Und lest ihr lieber gedruckte Bücher, Zeitschriften oder digital?